„Ich begegne dem Pessimismus. Ich kontrapunktiere.“
Architekt Josef Lackner war eine der markantesten Positionen die Österreichs Baukultur je hervorgebracht hat. Seine Werke darf sich unsere Gesellschaft nicht von Einzelnen rauben lassen.
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Paul Flora war ein besonderer Zeitgenosse. Seine Zeichnungen, etwa die mit schwarzer Tusche gezeichneten Raben, sind in den Gedächtnissen vieler Menschen verankert. Mit seinen Arbeiten bezog er Stellung – wohl auch deshalb wurde er quer durch alle Bevölkerungsschichten geschätzt. Gelebt hat er auf der Hungerburg, Innsbruck.
Eine Zusammenarbeit zwischen Paul Flora und Architekt Lackner ergab 1969 eine charmante Erweiterung des sehr einfachen Anwesens des Zeichners. Ein Grottenbad sollte den schmerzenden Rücken Floras entspannen. Ein kleiner, durch den Garten mäandernder, Bau entstand. Eine Reihe von Kuppeln überdachte die 35m2 messende Wasserfläche. Lichtöffnungen in der Dachkonstruktion ergaben Spiegelungen, Blendungen, Ausblicke auf die umgebende Baumlandschaft. Der Bau überzeugte, wurde unter anderem im Rahmen der Biennale, Venedig, der Welt präsentiert. Das Zusammentreffen dieser beiden Persönlichkeiten war eine Inspirationsquelle für Andere.
Vor wenigen Wochen wurde das Grottenbad abgerissen. Ein Verbrechen an nachfolgenden Generationen. Wie man etwa am Beispiel des im bayrischen Murnau gelegenen Gabriele-Münter-Hauses beobachten kann, wirkt ein solcher Ort identitätsstiftend, es ergeben sich Chancen für Lebensqualität und Tourismus. Diese Möglichkeiten wurden uns genommen. Die Stadt des Paul Flora wird Innsbruck nach er Auslöschung seines Lebensmittelpunktes nicht mehr werden.
Architekt Josef Lackner konnte in Innsbruck und Umgebung einige Bauten realisieren.
Zu ihnen gehört die Kirche Sankt Emmaus in Völs. Der ausdrucksstarke Kirchenbau wurde bis 1967 in direkter Nachbarschaft zur alten Dorfkirche errichtet. Das Grabendach, an eine komplexe Papierfaltung erinnernd, verleiht dem Gebäude Ausdruck. Die Aussenwände sind mächtig, weiß verputzt. An diese hängt sich an wenigen Auflagerpunkten eine raffinierte hölzerne Dachkonstruktion ein.
Betritt man den Kirchenraum wird man aufgesogen. Es gibt keine Fenster, keine störenden Ausblicke. Zwischen Dach und Aussenwänden gibt es breite Lichtschlitze. So dringt an den Rändern des Raumes Licht ein. Der Architekt hat alle modischen Tendenzen mit Sicherheitsabstand umschifft. Das macht das Bauwerk zeitlos. So beeindruckt es nicht nur uns – es wird sich auch in den Gedächtnissen unserer Nachfahren festsetzen.
Josef Lackner hat Innsbruck und seine Baukultur ein paar Dekaden lang geprägt. Für die Stadt, ihre Entwicklung, ihre Aussendarstellung, letztlich für uns Alle, wird es wichtig sein auf seine Werke zu achten. Um das zu schaffen müssen verantwortliche Institutionen im Bündel auftreten und kurzsichtig handelnden Investoren rechtzeitig die Stirn bieten.
(Text für 20er 12/2018)