für Balloon, Kunstuniversität Graz und BIG
2014, Graz, Österreich
Publikation
Good Vibrations – Buch zur BIG Ausstellung bei Aedes, Berlin
Best Of Austria 2016-2017
20er 04/2017
architektur.aktuell 418/419 Januar/Februar 2015
BIG-Business Dezember 2014
Auszeichnungen für das Bauwerk
2016, Anerkennung Architekturpreis Land Steiermark
2015, Nominierung ZV Bauherrenpreis
2015, Nominierung MvdR Award
Tanz den Campus Schließen Sie die Augen und denken Sie an einen Parkplatz. Lassen Sie alle Autos verschwinden und bemerken Sie, dass aus dem Hintergrund ein wunderbares Palais, eine in einen goldenen Baldachin gehüllte ehemalige Stallung und die metallische Fassade des „Haus für Musik und Musiktheater“ empor steigt. Willkommen im Herzen des zweiten Grazer Stadtbezirks Sankt Leonhard. [ weiter ]
Man könnte den Grazer Stadtteil mit der höchsten Besiedelungsdichte St. Leonhard auch als ein Universitäts-Viertel bezeichnen. Immerhin findet man dort neben der Herz-Jesu-Kirche, dem höchsten Gebäude der Stadt, auch die Technische Universität und die weitum bekannte Musik- und Kunstuniversität. Letztgenannte hatte allerdings das Manko eines fehlenden Campuses, das vom Grazer Architekturbüro Balloon grandios behoben wurde. Ihre Heimat hat die Kunstuni im Palais Meran. Der Bau dieser bis 1843 umgesetzten spätklassizistischen Architektur wurde von Erzherzog Johann in Auftrag gegeben und von Architekt Georg Hauberisser umgesetzt. Dieser zeichnet im Übrigen auch für die oben erwähnte Herz-Jesu-Kirche und das Rathaus von München verantwortlich. Seit 1963 ist die Grazer Kunstuni Hochschule, und seither besiedelt sie auch das ehemalige Wohnpalais. Zum Ensemble gehören zudem das Theater im Palais, die in den gegenüberliegenden ehemaligen Stallungen untergebrachte Probebühne, und das bis 2008 vom holländischen Architekturbüro UNStudio umgesetzte „Haus der Musik und Musiktheater MUMUTH“. Der Campus der Kunstuni war allerdings als solcher nicht erkennbar und lud Anrainer in keiner Weise zum Verweilen ein. Das Architekturbüro Balloon machte es sich zur Aufgabe, dies zu ändern. Es beantwortete die Ausschreibung zur Erweiterung des Theater im Palais mit einem städtebaulichen Ansatz. So wurde dieses um Foyer und Büroflächen erweitert. Um das Ensemble gestalterisch zu entspannen, wurde die Probebühne in einen goldenen Baldachin gehüllt. Dieser ist perforiert – so dass abends feine Lichtmuster nach außen dringen können. Die Erweiterung ist funktional angelegt und erlaubt es, die Probebühne als voll umfängliche Theaterbühne zu nutzen. Wesentlicher Bestandteil der Transformation war die Verwandlung des Campus in einen Ort, der diesen Namen verdient. Da der Platz den Bediensteten der Universität als Parkplatz gedient hatte, galt es, diese zur Nutzung der Straßenbahn zu überreden. So konnte die Fläche von Autos befreit werden. Nach der Neugestaltung des Bodenbelags und dem Hinzufügen von Möbeln für kurze Ruhepausen war die Verwandlung vollbracht. Fortan ist der Campus fixer Bestandteil im Leben vieler Stadtteilbewohner, ergänzt tägliche Wege um eine äußerst angenehme Facette. Und verknüpft so die akademisch künstlerisch studentische mit anderen Lebensrealitäten. Belohnt wurde das Engagement des Architekturbüros Balloon mit überregionaler Aufmerksamkeit – etwa durch Nominierungen beim „Mies-van-der-Rohe-Architekturpreis“ der Europäischen Union, dem „Österreichischen Bauherrenpreis“ und einer Anerkennung durch den Architekturpreis des Landes Steiermark. (Text für 20er 04/2017)